Die 68er und ihre Auswirkungen

Ein Projekt der Keyworker Oberkasselplus

 

 

Konzept für das Projekt "Rebellion im Dorf – Düsseldorf '68"

Kurzbeschreibung

Das Jahr 1968 steht als Chiffre für eine Zeit des Umbruchs und gesellschaftlichen Aufbruchs. Die damaligen Proteste der jungen Generation richteten sich gegen das in den 60ern vorherrschende restaurative Gesellschaftsklima und gegen althergebrachte Leitwerte wie Gehorsam, Disziplin, Pflichterfüllung und Autorität. Stattdessen galten Demokratie, Frieden, Freizügigkeit, Antiimperialismus und Solidarität als Ideale. Durch den Einfluss der 68er-Bewegung ist unser Land heute offener, demokratischer und gleichberechtigter geworden, allerdings hat sie auch Irrwege hervorgebracht.

Die Keyworker Oberkasselplus haben die 68er-Bewegung als junge Menschen erlebt und sind von ihr geprägt worden. Mit ihrem Projekt „Rebellion im Dorf -  Düsseldorf ‚68“ wollen die Keyworker diese Zeit durch autobiografische Aspekte und durch den lokalen Bezug auf Düsseldorf lebendig werden lassen.  

 

Ausgangslage für das Keyworker-Projekt

Vor nunmehr 50 Jahren hat das Jahr 1968 einer Bewegung und einer Generation seinen Namen gegeben, einer rebellischen Generation, die nachhaltig viele Veränderungen in Deutschland bewirkt hat. Im deutschen Sprachgebrauch werden die dynamischen Ereignisse in der Bundesrepublik Deutschland, die von der Studentenbewegung der 60er Jahre ausgingen, als 68er-Bewegung bezeichnet, um die sich bis heute zahlreiche Mythen ranken. Es ist die Epoche eines gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Umbruchs, der in vielen westlichen Ländern nahezu gleichzeitig stattfand. Der Protest richtete sich gegen die Regeln und Lebensgewohnheiten, die von den Eltern und der Gesellschaft vorgegeben wurden. Gegenstände des Protestes waren die starren gesellschaftlichen Strukturen, der Vietnamkrieg, die rigide Sexualmoral und die Nichtaufarbeitung des National-sozialismus. Das in der jungen Generation tiefsitzende Unbehagen an der muffigen Atmosphäre, an der Autoritätsgläubigkeit, an der spießigen und kleinkarierten Enge ihrer Familien und ihres Lebensumfeldes führten zu zahlreichen Protestaktionen gegen die etablierten Autoritäten.

Im Rückblick nach 50 Jahren erkennt man, dass einige der Zielvorstellungen der 68er Bewegung sich nicht durchgesetzt haben, wie z.B. die Ablehnung der parlamentarischen Demokratie oder die antiautoritäre Erziehung. Doch es gehen auch viele positive Entwicklungen und Veränderungen in der Gesellschaft von dieser Bewegung aus: dieser Bewegung: nach 1968 wurden Autoritäten und Regeln infrage gestellt, die NS-Vergangenheit wird nicht mehr tabuisiert sondern aufgearbeitet, Sex wird offener diskutiert und praktiziert, die Emanzipation der Frau wird zu einem wichtigen Thema, globale Themen wie die nukleare Aufrüstung, die Kolonisierung, der Imperialismus und der Klimawandel werden thematisiert.

Infolge der Öffnung und Politisierung der Gesellschaft entstanden nach 1968 zahlreiche Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen zu ganz verschiedenen Einzelthemen. Die Bürger fühlten sich herausgefordert und legitimiert, die Gesellschaft mitzugestalten und entwickelten eigene Ziele und Projekte, bei deren Durchsetzung sie häufig in Gegensatz zu den Planungen staatlicher und kommunaler Behörden gerieten. 

 

Das Projekt

Auch die Keyworker Oberkasselplus, die mehrheitlich in dieser Zeit aufgewachsen sind und von ihr geprägt wurden, verstehen sich als Teil dieser Entwicklung zu mehr bürgerschaftlichem Engagement. Ihre Sicht auf 1968 ist stark durch die jeweils eigenen Erfahrungen und durch die persönlichen Schwerpunkte des eigenen sozialen, politischen und beruflichen Engagements in den Folgejahren geprägt. 

Die Keyworker bereiten derzeit eine Veranstaltungsreihe für den Herbst dieses Jahres zum Thema 1968 und zu den Entwicklungen der Folgejahre vor. Dabei werden autobiografische Aspekte und lokale Ereignisse im Vordergrund stehen, insbesondere z.B. auch die Gründung konkreter Initiativen in Düsseldorf. 

Stadtspezifische Annäherungen an 68 in Düsseldorf

Düsseldorf gilt allgemein nicht als Zentrum der 68er-Protestbewegung. Berlin und Frankfurt waren die Städte, in denen sich die hauptsächlich von Studenten getragene Protestbewegung am stärksten manifestierte. Aber auch an Düsseldorf, das damals noch keine Volluniversität besaß, sind die 60er Jahre  nicht spurlos vorübergegangen, insbesondere in der Kunst wurden hier revolutionäre Akzente gesetzt, die auch noch Jahre danach Folgen hatten: 

  • Die Kunstakademie erlebte 68 und in den folgenden Jahren eine stürmische Umbruchphase, die Kunstszene politisierte sich,
  • „linke“ Kneipen wurden eröffnet, auch unter Beteiligung von Künstlern, z.B. das legendäre Creamcheese,
  • das Republikanische Centrum, in dem die politischen Aktionen in Düsseldorf koordiniert werden sollten, wurde gegründet, 
  • Ingenieurstudenten, Kriegsdienstverweigerer und NPD-Gegner demonstrierten, 
  • Proteste gegen Fahrpreiserhöhungen im ÖPNV formierten sich, 
  • die Hausbesetzerszene wurde aktiv,
  • viele Düsseldorfer Bürger beteiligten sich am Sternmarsch nach Bonn gegen die Notstandsgesetze,
  • von Schulen wie dem Comenius-Gymnasium gingen Impulse für die antiautoritäre, später dann für die sozialistische Schülerbewegung aus, 
  • Kinderläden und Bürgerinitiativen entstanden, 
  • die Musik-, Mode- und Werbeszene in Düsseldorf ließ sich von dem sich wandelnden Lebensgefühl inspirieren.

Projektziele

Ausgehend von den Erinnerungen und Erfahrungen einiger Düsseldorfer Zeitzeugen sollen die Ereignisse im Düsseldorf der 68er Jahre in den Blick genommen werden: Welche Impulse gingen von dieser Zeit aus, und was davon ist heute noch erkennbar. Dazu sollen Geschichten erzählt und visualisiert werden, um nachzuspüren, ob und wie „rebellisch“ die Düsseldorfer waren oder vielleicht immer noch sind. Die Ausstellung soll exemplarisch Ereignisse, Entwicklungen, Gruppen, Aktionen und Netzwerke zeigen, die für Düsseldorf und die kulturgeschichtliche Umbruchzeit um 1968 wichtig waren, und sie soll Anregungen zur eigenen Auseinandersetzung mit dieser Zeit bieten. Eine wissenschaftliche Untersuchung ist nicht beabsichtigt, und Vollständigkeit in der Darstellung wird nicht angestrebt. Allerdings soll mit dem Beginn einer lokalen Aufarbeitung um Vervollständigung geworben werden. Und es soll die Frage aufgeworfen werden, ob heute, 50 Jahre nach 1968, angesichts bevorstehender gravierender Umbrüche wieder ein generelles Umdenken – und vielleicht eine Rebellion - erforderlich wäre.

Zielgruppen

Mit dem Projekt der Keyworker soll ein Publikum erreicht werden, das die 68er-Bewegung selbst erlebt hat, das eigene Erinnerungen wiederbeleben oder aus der zeitlichen Distanz neu betrachten möchte. Darüber hinaus richtet sich das Projekt an alle jüngeren Menschen, die sich für die 68er-Bewegung und ihre politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen interessieren.

Das Keyworker Projekt

Geplant sind eine Ausstellung im Gerhart-Hauptmann-Haus und Begleitveranstaltungen zu Teilaspekten des Themas. Die Vorbereitungen dazu werden von themenspezifischen Arbeitsgruppen der Keyworker geleistet. 

Für die Ausstellung sind folgende Themenbereiche geplant: 

  • die Lebenswirklichkeit in den sechziger Jahren als Ursache des Aufbegehrens, 
  • die explosive Wirkung der nationalen und internationalen 68er-Protestbewegung mit Hilfe einer wandfüllenden Collage und durch Filmsequenzen,
  • die lokalen Ereignisse und die „rebellischen“ Orte in der Stadt anhand eines Stadtplans,
  • die revolutionäre Rolle Düsseldorfer Künstler an der Kunstakademie und ihre demokratisierende Wirkung auf die zeitgenössische Kunst, 
  • die Entstehung von Kinderläden und Bürgerinitiativen als Folge eines neuen Bewusstseins,
  • die Veränderung der Geschlechterrollen/Frauenbewegung,
  • die Wirkung der Pop-, Rock- und Beatmusik auf das Lebensgefühl,
  • autobiografische Statements und Geschichten von Zeitzeugen mit Fotos,
  • die Rezeption der 68er Bewegung in den letzten 50 Jahren,
  • Anstoß zu politischen Betrachtungen 50 Jahre nach 68,
  • eine Collage zur Entstehung des Projekts,
  • Beteiligungsmöglichkeiten für Besucher,

Als Begleitveranstaltungen sind vorgesehen:

  • eine Musikveranstaltung mit Protest- und Revolutionsliedern,
  • eine Lesung mit Texten aus der Zeit um 1968,
  • ein Erzählcafé für Besucher, 
  • ein Workshop für Schüler, 
  • Diskussionsrunden/Vorträge, 
  • eine Abschlussparty oder ein Abschlusskonzert mit Live-Musik,

Bei diesen Veranstaltungen wird das Thema vertieft, und die Besucher werden ermuntert, sich selbst einzubringen und ihre Meinungen auszutauschen.

 

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