10 Jahre Keyworker Oberkasselplus

10 Jahre Keyworker Oberkasselplus

 

Geburtstage bieten nicht nur die Gelegenheit zu feiern und Pläne für die Zukunft zu schmieden, sondern auch zurück zu schauen auf die Anfänge - heute auf den Anfang vor 10 Jahren - aber auch weiter zurück in die Vergangenheit mit den Fragen: In welchem Kontext ist die Idee von Keywork entstanden, wie und wo wurde das Konzept weiter entwickelt.

Um diesen Prozess nachzuvollziehen, muss man in die Siebzigerjahre zurückgehen, in denen demografische Veränderungen nicht mehr zu übersehen waren. Der Anteil alter Menschen in der Bevölkerung war kräftig angestiegen. Wesentliche Gründe dafür waren die zunehmende Lebenserwartung bei körperlicher und geistiger Frische und die Möglichkeit, früh, schon mit 55 Jahren, in den Ruhestand gehen zu können. Da nach den damals noch gültigen Parametern jeder und jede, die aus dem Berufsleben ausschied, zum Alter gezählt wurden, machte der dritte Lebensabschnitt fast ein Drittel der Lebenszeit aus. Die statistisch ermittelten Zahlen beunruhigten die Politik: Mehrkosten belasteten die Rentenkasse, und die Balance im Generationenvertrag drohte, ins Wanken zu kommen. Auch die Institutionen und Einrichtungen in der Altenpflege spürten deutlich, dass ihr Konzept, das von „Betreuung“ ausging, nicht mehr attraktiv war; die „wohlwollende Bevormundung“ stieß auf passiven Widerstand. Und die Betroffenen selbst suchten nach Wegen, aktiv im Leben zu bleiben. Krisenstimmung hatte sich breit gemacht. Aber Krisen bieten auch Chancen. Warum sollte man am Altern nur die Defizite wahrnehmen, statt auf die Potentiale zu schauen?

 

Eine der populärsten Beobachterinnen dieser Entwicklungen war Ursula Lehr, Psychologin und Inhaberin des ersten Lehrstuhls für Gerontologie, später Ministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Sie unterzog die Entwicklungen wissenschaftlicher Erforschung, bündelte die Erkenntnisse, sorgte mit Publikationen, Vorträgen und Anregungen dafür, dass die Thematik weiter diskutiert und nach Lösungsvorschlägen gesucht wurde. Dieses Engagement zur Verbesserung der Lebensqualität der Älteren hielt sie während ihrer gesamten Lebenszeit aufrecht und entdeckte, dass „in Zeiten des rapiden technischen und sozialen Wandels“ auch das Erfahrungswissen altern kann. Ihre Empfehlung dagegen: lll - life long learning. „Das Alter“ war inzwischen Thema zahlreicher wissenschaftlicher Forschungen und praktischer Versuche, heraus zu kristallisieren, wie die Potentiale zur Geltung gebracht und nutzbar gemacht werden konnten und neue Ansätze und Modelle zum Umgang mit Alter zu finden. Auch Institutionen und Einrichtungen, die mit Altenarbeit befasst waren, suchten nach neuen Wegen.

 

Mit dabei war die Diakonie Düsseldorf, die jedoch mit ganz anderen Kriterien die Problematik anging. Mit dem Leitspruch „Doch, doch, das geht“ wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermutigt, Neues zu denken und zu erproben. Die Verantwortlichen in den Chefetagen ließen ihre Mitarbeiter jedoch nicht alleine im Regen stehen, sondern „investierten in Fortbildungen, in Projekten, für die es keine regelfinanzierten Gelder gab und in Programmen, die quer zum Mainstream lagen“1. Sie forderten dazu auf, den Blick in andere Berufsfelder zu lenken, um einen Wechsel der Perspektive zu erreichen, Schlüsse daraus zu ziehen und sie am Arbeitsplatz zu testen. Durch regen Austausch, intern wie extern, entstanden Netzwerke. Kurz: „Dreh- und Angelpunkt des gesamten Innovationsprogramms war das gemeinsame Lernen“1.

 

Kein Wunder also, dass man auch mit dem Bundesprogamm EFI - Erfahrungswissen für Initiativen - bekannt war und Peter Wienß, als Abteilungsleiter zuständig für das „Leben im Alter Zentrum Oberkassel“ dort eine Keyworkergruppe aufbauen wollte. Er fragte Karin Nell, ausgebildete EFI - Trainerin und selbst in der Diakonie mit innovativer Seniorenarbeit beschäftigt, ob sie ihm Jemanden nennen könnte, der bereits Erfahrung mit EFI hatte und für diese Aufgabe geeignet sei. Karin Nell kannte jemanden, der im Stadtmuseum Düsseldorf bereits eine Keyworkergruppe aufgebaut hatte und sogar in Oberkassel lebte: Gerhart Matthäus. Er hatte selbst schon mit dem Gedanken gespielt, linksrheinisch ein „Keywork-Atelier“ zu gründen, das sich selbstbestimmt mit Kunst und Kultur, im Austausch mit Künstlern und anderen Kulturschaffenden, beschäftigen würde. So kamen Diakonie und Keywork zusammen, was sich in der Unterzeile des Namens der Gruppe niederschlägt: „Keywork-Atelier Oberkassel - Kunst, Kultur und Soziales verbinden.“

 

1 Karin Nell in „Keywork – Neue Wege in der Kultur- und Bildungsarbeit mit Älteren“

 

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